Jagd

unser Verständnis

– Überblick

Die Jagd hat eine lange Tradition und spielt eine wichtige Rolle in der Erhaltung der Natur und der Regulierung von Wildtierpopulationen.

Jagd ist praktizierter Naturschutz

Entgegen der weitverbreiteten Ansicht, dass Jagd die Wildbestände unnötig reduziert, spielt sie eine wichtige Rolle bei der Erhaltung von Wildbeständen und ihren Lebensräumen. Sie trägt dazu bei, die Population von Wildtieren im Gleichgewicht zu halten, da jahrhundertelanger Einfluss durch den Menschen das natürliche Gleichgewicht von Räubern und Beutetieren empfindlich gestört hat. Dadurch werden Tierseuchen, Aussterben von Arten sowie auch Schäden an landwirtschaftlichen Nutzpflanzen verhindert.

Rahmenbedingungen

“In unseren dicht besiedelten Lebensräumen besteht eine nicht zu beseitigende Konkurrenz um Rückzugsorte und Raum. Vorhandene Landschaftsräume werden vielfältig genutzt – Wohnbebauung grenzt unmittelbar an Wälder und Felder; Straßen, Wege und Flüsse engen den Lebensraum für das Wild ein; Äcker und Wiesen sind keine ausschließlichen Tummelplätze für das Wild, sondern sichern die Nahrungsgrundlagen der Bevölkerung. Längst bieten die vorhandenen Naturräume dem Wild keine ausreichende Möglichkeit mehr, unbehindert umherzuziehen, sich ungestört zurückzuziehen und überall in ihren natürlichen Sozialstrukturen zu leben. Die zusätzliche Störung durch “Naturliebhaber”, die rücksichtslos in die Rückzugsflächen des Wilds eindringen und Hunde freilaufend im Wald stöbern und Wild hetzen lassen, ist dabei noch gar nicht eingerechnet.

Wildbestand

Dennoch ist der Wildbestand heute um ein Vielfaches höher als in früheren Zeiten, da Schutzmaßnahmen und ein verbessertes Nahrungsangebot bei vielen Wildarten zu einer deutlichen Bestandzunahme geführt haben. Bereits unter normalen Bedingungen vermehrt sich beispielsweise Schwarzwild üblicherweise um 150 % pro Jahr, unter den Bedingungen milder Winter und eines üppigen Nahrungsangebotes auf intensiv bewirtschafteten Feldern sogar um bis zu 300% pro Jahr.
Man darf sich das gern auf der Zunge zergehen lassen: Ohne jagdliche Eingriffe werden aus 100 Wildschweinen im zweiten Jahr 300, im dritten 900, im vierten 2.700, und nach 5 Jahren wären es bei ungehinderter Vermehrung bereits 8.100.

Schutz und Prävention

Damit werden derartig hohe Wildbestände zu einem Faktor mit erheblichem Schadenspotenzial für Landwirte, Waldbauern und sogar Menschen, z.B. im Straßenverkehr.

Die jagdliche Bestandsregulierung, unterstützt nicht nur die Existenz wald-, forst- und fischereiwirtschaflicher Betriebe in dem Anbauflächen vor Wildschäden geschützt werden. Sie sichert auch die Grundlagen zur Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel und stellt mit dem Wildfleisch ein hochwertiges, nachhaltig erzeugtes Lebensmittel zur Verfügung.

Mit der Jagd auf Wiederaufforstungsflächen werden junge Bäume vor Verbiss geschützt, so dass ein ungehinderter Aufwuchs möglich wird – enorm wichtig für die künftige CO2-Bindung im Holz. Sind die saftigen Triebe der Setzlinge erst einmal dem Appetit des wählerischen Rehwildes zum Opfer gefallen, haben die jungen Bäume in der Regel keine Chance mehr, zu einem gesunden Wald heranzuwachsen, ausreichend CO2 zu binden und sich zu artgerechtem Lebensraum für Wild zu entwickeln.

Jagd und Hege

Daher ist die gesetzliche Vorgabe zur Einheit von Jagd und Hege längst alltägliche Praxis. Genaugenommen dominieren heute Hege und Pflege die eigentliche Jagd. Umfassende Regulierungen z.B. über definierte Jagdzeiten, in denen bestimmte Wildarten bejagt werden dürfen, gewähren dem Wild in den meisten Monaten des Jahres Schutz vor Jagddruck und bieten Zeit für die Ausbildung der Sozialstrukturen und Vermehrung. Viele Wildarten stehen sogar unter besonderem Schutz und sind von der Jagd, jedoch nicht von der Hegepflicht, ausgenommen.

Jagdethik

Allerdings gibt es auch ethische und moralische Fragen im Zusammenhang mit der Jagd, die von vielen Menschen kontrovers diskutiert werden. Einige Menschen betrachten die Jagd als ein barbarisches und grausames Hobby, das Tiere unnötig leiden lässt.

Genau das Gegenteil ist der Fall.

Jagd ist kein Hobby, sondern genauso eine Berufung und lebensbejahende Einstellung wie die vieler engagierter Naturschützer, die sich um den Aufbau und die Erhaltung von Naturschutzgebieten verdient machen.  Jagd ist heute auch keine Einkommensquelle mehr, sondern verlangt von Revierinhabern und Pächtern ein hohes Maß an zeitlichem und finanziellem Engagement, dass durch die Erzeugnisse der Jagd nicht mehr kompensiert werden kann.

Waidgrechte Jagd

Mit den Grundsätzen der waidgerechten Jagd ehren Jäger seit jeher das Leben des Wildes und haben ehernen Respekt vor der Schöpfung.

1. Respekt vor dem Wild

Jäger sollten das Wild als Lebewesen respektieren und es nicht unnötig leiden lassen. Jeder Jäger wird einen Schuss nur antragen, wenn er sicher ist, dass er das Wild unmittelbar erlegen kann.  Können wir sicher sein, dass die Hausschweine, die in der Leberwust landen ebenso respektvoll behandelt wurden?

Zum Respekt gegenüber dem Wild gehört ebenso, Wild nicht in die Enge zu trieben. Waidgerechtigkeit besteht eben auch darin, dem Wild eine faire Chance auf Flucht zu lassen. Sogar überwiegend begnügt sich der Jäger im Ansitz mit dem Anblick des Wildes, genießt die Zwiesprache mit Natur und Umwelt und verzichtet bewusst auf den Jagerfolg.

2. Selektive Jagd
Jäger sollten nur bestimmte Tiere jagen, um das Gleichgewicht der Tierpopulationen zu erhalten. Sozialstrukturen werden bewusst erhalten, indem beispielsweise Muttertiere und Leittiere nicht bejagt werden. Alte, schwache und kranke Tiere werden bevorzug aus dem Bestand entnommen. Besonders wichtig ist es, Wild zweifelsfrei identifizieren („ansprechen“, wie der Jäger sagt) zu können. Männliches Wild muss von weiblichem unterschieden werden, junges von alten – selbst in Dämmerung und Dunkelheit. Ein althergebrachter Grundsatz besagt: „Das ist des Jägers höchst Gebot, was du nicht kennst, das schieß nicht tot.“
3. Verwendung von geeigneten Jagdmethoden

Jäger sollten nur geeignete Jagdmethoden verwenden, um das Wild schnell und schonend zu erlegen. Dazu gehört der versierte Umgang mit der Jagdwaffe ebenso wie der Verzicht auf Fallen, die das Wild auf unvorhersehbare Weise töten oder schädigen. Heute werden praktisch ausschließlich Lebendfangfallen eingesetzt, die versehentlich gefangenes Wild wieder in die Freiheit entlässen.

4. Vermeidung von unnötigem Stress

Jäger sollten das Wild nicht unnötig stressen, indem sie es verfolgen oder erschrecken. Wild wird durch Jäger und ihre Hunde nicht beunruhig oder gar gehetzt. Die Jagd erfolgt für das erlegte Stück immer überraschend und ohne Beängstigung. Können wir das für die Schlachtung auf Schlachthöfen auch annehmen?

5. Sicherheit

Jäger müssen immer sicherheitsbewusst handeln und sich und andere nicht in Gefahr bringen. Vor jedem Schuss werden Sicherheitsroutinen durchlaufen, die eine Gefährdung ausschließen. Jäger werden bereits in ihrer anspruchsvollen Ausbildung, dem „Grünen Abitur“, darauf orientiert, und die Prüfungen sind gnadenlos hart. Wer den sicheren Umgang mit der Jagdwaffe nicht nachweisen kann, dem wird durch die Prüfungsausschüsse ohne Nachsehen der Jagdschein verwehrt.

6. Einhaltung von Jagdgesetzen und -vorschriften

Jäger müssen sich an alle geltenden Jagdgesetze und -vorschriften halten. Viele Verstöße gegen die gesetzlichen Vorschriften und fehlerhafte Verhaltensweisen sind nicht nur Ordnungswidrigkeiten, sondern werden als Straftatbestände hart geahndet. Selbst außerhalb der Jagd wird von Jägerinnen und Jägern eine tadellose Lebensführung verlang. Leiseste Zweifel daran führen zur Infragestellung der persönlichen Eignung und können waffenrechtliche Folgen bis hin zum Entzug der Erlaubnis zur Führung von Jagdwaffen haben.

7. Nachhaltigkeit

Jäger sollten sich für den Erhalt von Lebensräumen und Tierpopulationen einsetzen und nur so viele Tiere jagen, wie nötig. Nur bei wenigen Wildarten wie z.B. Schwarzwild ist es aufgrund der sehr hohen Bestände dem Jäger ins Ermessen gestellt, die Anzahl selbst zu bemessen. Bei anderen Wildarten sind genaue behördlich vorgegebene Abschusspläne einzuhalten.

Jegliche Jagdausübung ist der Sicherung eines ausbalancierten Wildbestandes und Erhaltung gesunder Populationen untergeordnet. In vielen Revieren wird beispielsweise auf die Hasen- oder Fasanenjagd verzichtet, da Raubwild wie Füchse oder Raubvögel bereits einen zu hohen Tribut forderen.

Lasst uns zusammenarbeiten

Hegering Hattingen